Freie Fahrt für blinden Passagier: Blaupause einer behindertenfreundlichen Verkehrswende

Staufen (kobinet) Statt der üblichen Kolumne folgt datumsgerecht diesmal ein mehrseitiger, dafür aber barrierefreier Aprilscherz. Das, worum es geht, hat man uns als die „behinderten freundlichste Verkehrswende ever“ verkaufen wollen. Ihr Kernstück, das ausverkaufte 9-Euro-Ticket zum Mond, soll ab 1. Mai in der preislich verbesserten Version von 49 Euro endlich Fahrt aufnehmen. Und stellt Euch vor, wir Behinderten kriegen es schon für 48 Euro 99 und keiner fährt hin. Auf den Mond will niemand, alle zwängen sich lieber in ihre selbstfahrenden Kabinenroller, wollen „fahren, fahren, fahren auf der Autobahn“. Mir dagegen sind die dünn befahrenen Landstraßen an den mittleren Schwarzwaldhängen das Liebste. Doch lest selbst, was uns „inkludierten“, d. h. eingeschlossenen Zwangsbeglückten die Regierung mit ihrer verkorksten Verkehrswende eingebrockt hat.

Mobilität beginnt nach dem Aufstehen, nach wie vor der Verkehrswende

Was die Planer im Verkehrsministerium sich nicht bewusst machen, weil ihnen ihr abgehobenes Technokraten Dasein im Weg steht und sie behindert: Mobilität beginnt für uns Behinderte, egal ob blind oder lahm, morgens mit dem Aufstehen. Oder präziser gesagt, unsere Mobilitätsprobleme fangen da schon an, haarscharf an der Bettkante, an der tückischen Schnittstelle zwischen horizontaler und vertikaler Körperhaltung, dem Übergang von der einen in die andere Position. Und so geht es den lieben langen Tag weiter, die Mobilitätsprobleme nehmen kein Ende. Wen wundert es da, wenn jene Leute, die vom Klein-Klein unserer Probleme keinen blassen Schimmer haben, bei ihrem famosen Pläneschmieden dauernd grobe handwerkliche Fehler machen, die wir mobilen Endverbraucher dann mitten im Verkehr ausbaden müssen? Wir User sind die Looser.

Quelle: kobinet NACHRICHTEN vom 01.04.2023

Bildnachweis: Wolfgang Bellwinkel | DGUV

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